4
Mai
2010

Tanz die Reihe aus

Sie hören dich reden. Sie sehen dich tanzen. Sie sehen dich bluten. Hast du Nadel und Pfaden bereit? Deine Uniform ist aus Haut. Deine Universität ist die Straße. Dein Freund ist der Barmann.

Sie sehen dich den Rasen mähen. Sie hören dich singen.

Du teilst den Puls mit ihnen, ohne dass du es merkst. Du schaust nach Blumen im Park. Du pflückst Sprengköpfe. Du trennst Müll. Dein Schritt ist nicht grade. Tanz.

Tanz.

Tanz aus der Reihe. Tanz die Reihe aus.

Sie hören dich Butterbrote schmieren. Mit Wasser im Mund, sehen sich dich picknicken. Du findest essbare Pflanzen. Sie fahren mit schwarzen Limousinen vor. Sie landen mit Helikoptern auf Hochhäusern. Sie sind im Anflug. In Reih und Glied.

Tanz die Reihe aus.



4. Mai 2010

2
Mai
2010

Zungenherz

Martin Pfleger ist Holzspielzeugberater und passionierter Pingpong Hobbyist. Er liebt den Klang von Pingpongschlägern auf Frauenhintern. Wenn sie an einer roten Fußgängerampel stehen, zack, fährt er die Kelle aus, wie ein Fluglotse und blitzschnell setzt er zur Landung an. Auf diese Weise ist es schon zu manch interessantem Kontakt gekommen. Frauen mit Verständnis für Männer mit originellen Zwanghaftigkeiten sind oft froh, aus ihrem Alltag gerissen zu werden und so ein gutes Gespräch über Kind und Kegel führen zu können. Das Balg wird freilich zu diesem Zwecke beim nächst besten Kinderparadies eines Kaufhauses abgegeben.

...

30
Apr
2010

Die endliche Schwierigkeit des Seins

Er ist Schauspieler und Mädchenschwarm. Er tätowiert seinen Groupies Figurbewertungen in ihre Innenschenkel, wenn sie schlafen. Ansonsten gilt er als scheu. Er tritt immer mit Sonnenbrille und Bademantel vor sein Hotelzimmer und gibt kurze Interviews. Er antwortet beinahe ausschließlich in Einwortsätzen. Dann lässt er die Meute wieder entfernen und entschuldigt sich leise und mit Demut in der Stimme. Nun ist er wieder allein mit sich und dem Fernseher. Er schnitzt Kerben in jedes Hotelgerät und malt kunstvolle Verzierungen auf die Mattscheibe. Früher bekam er Rechnungen wegen Sachbeschädigung, heute verkaufen die Hoteliers die Werke auf Kunstauktionen und erzielen Höchstpreise.

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29
Apr
2010

Schönes deutsches Fernsehen

Ratespaß mit einer Prise sozialpolitischem Talk im leicht volkstümlichen Kleid. Ein Hauch Osteuropa, eine Idee Osteoporose fürs Publikum ab 49, eine Hand voll bayerischer Schick, ein wenig Finkenwerder. Der Moderatorin, dialekt- und geschlechtsfrei. Ein bisschen Fisch, ein bisschen Fleisch. Vorzeigequotenpolitikerinnen von spinatgrün bis lachsfarbend. Die weibliche Protagonistin heißt Laxmi Wirotama, vietnamesischer Herkunft, aber seit Kindertagen Schülerin einer deutschen Yamahamusikschule. Hauptsponsor ist der bekannte Hamburger Fischgroßhändler Fritz Hinkelthein mit seiner Frau Brigitte. Frau Wirotama und ihr androgyner Partnerin Markus Maria Rothenberger sind beide deutsche Meisterinnen im Hochzeigen von Spendenmarathonkontonummern. Sie bei den Frauen. Er in der Kategorie Gerichtskochshowmaster. Markus Maria Rothenberger ist sogar der Erfinderin der Gerichtskochshow.

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Schönes deutsches Fernsen

Letztes Wochenende

Hamburg Marathon und Menschen Kette gegen Atomkraft. Zwei wieder mal digital abgebildete Events.

marathon 2010

marathon 2010 2

menschenketten hafentreppe 1

mk 2

Marathon

Menschenkette gegen Atomkraft

21
Apr
2010

Lärmendendes Entsetzen

Meine hellhaarige Jugend spult sich wie ein flimmernder „Super 8 Film“ durch meinen Kopf. Aber mit Ton. Der Ton vom Fliegen. Da war sie wieder. Susanne Meier-Karotin mit dem damals unhippen Zopf bis zur 501. Ihre Umarmungen waren so herzlich, dass ich tagelang nicht sprechen konnte. Sie kochte für mich auf der Straße. Frischer Tee oder eine klare Gemüsesuppe standen mir stets zur Verfügung. Das war ihr Leichtestes sozusagen.

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16
Apr
2010

Bodenständiger Bürosex

Seit neustem nehme ich mir vor ein sehr anständiger Angestellter zu sein. Ein grundsolider echt guter Angestellter. Kein Narr, aber ein guter Mensch, mit dem jeder gerne Umgang hat. Man nennt das auch kollegial. Ich habe sogar begonnen, mich mit der Bezeichnung „lieb“ anzufreunden.

Ich räume immer alles auf am Ende eines aktiven Arbeitstages. Der Schreibtisch ist leer, nur zwei gut gespitzte Bleistifte mittelhart habe ich am Rande grafisch logisch platziert. Wenn Frau Vitamalz, die Gute, mir noch einen Kaffee anbietet, sage ich nicht nein. Frau Vitamalz ist eine sehr saubere und gut erzogene Osteuropäerin, welche durch Heirat herkam. Sie trägt Hosenanzüge der gehobenen Kreisklasse, und somit der nicht ganz billigen Preisklasse. Ihre Spange hat Charme, ist nicht der unsrige Stil, aber als guter Mensch freue ich mich darüber.

...

15
Apr
2010

Frau Dr. Labskaus

Frau Dr. Labskaus benutzt gerne festes Schuhwerk in öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie bevorzugt Pullover und Jeans, hin und wieder trägt sie einen dekorativen Schal. Sie wuchs in einem schmiedeeisernen Kessel auf, in dem sie die ersten sieben Lebensjahre mit ihren drei Geschwistern verbringen musste. Zum Baden wurde Feuer unter dem Kessel gemacht. Sie roch dann wie frischer Hummer.

Als hoch begabtes Mädchen übersprang sie zwei Klassen und verklagte schon frühzeitig ihre Eltern, zwei bärtige Hochseekapitäne mit frühen Skorbuterfahrungen. Aber das rechtfertigt nichts. ...

14
Apr
2010

Die Zellennachbarin

Kein Stromanschluss im Fleischgericht. Die Küche ist so kalt, wie der Fußboden. Es schmeckt nach Eisen. Meine Armhaare sträuben sich. Sie starrt mich an. Sie starrt mich seit einer Stunde an. Sie starrt auf das tanzende Spinnengewebe in meinem Gesicht. Es tanzt vor den Augen. Ich verliere den Glauben an die Besinnung. Ich kaufe die Blumen im Weinlokal und lasse sie dort achtlos liegen.

Kein Stromanschluss im Fleischgericht. Sie schmiert sich ein Brot. Sie sammelt die Zwiebeln aus dem Zwiebelmett. Sie geht auf und ab, im Stechtakt. Ihre Schuhe lärmen. Die Stadt ist weit weg. Die Menschen sind weit weg. Formfleischtapeten hängen an den Wänden. Die Wände rufen. Sie machen Putz.

Ich klopfe an die Zellentür und bitte um ein Gespräch.


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