Jonathan und Käthe

12
Jun
2010

Jugend morgen im Centro

jugend im centro

diese und andere geschichten morgen ...

labskausromantik wieder mit musikalischer begleitung (voges mayer) im centro sociale zu hamburg, mit krummer kurzprosa und performance. nachmittagslabskaus vor dem ersten wm Spiel der deutschen elf - einstimmende fußballprosa inklusive.

13.6.2010 - 16 uhr

http://www.labskausromantik.de

http://www.centrosociale.de


Anja Finger und ich und die jungs von vogesmayer

24
Okt
2009

Jonathan kauft sich einen Fotoapparat

Mein Vater war früher ein großartiger Fotograf. Er besaß so einen Kasten aus Leder und Metall, mit Rädchen, Lamellen, Hebeln und Tabellen. Das Ding surrte wie eine alte Singer. Es klackte geschmeidig und dennoch satt. Überall in der Wohnung trockneten weiß umrahmte Schwarzweißabzüge, nach Chemie und der großen weiten Welt duftend. Frauengesichter in 30 x 45 per Wäscheklammer aus Buchenholz feucht in der Wohnung baumelnd. Mit Hut und edlem Geschmeide und immer die Hand am runden Kinn. Weiches Licht für Mädchen, hartes für Männer. Mein letzter Knipskasten hat vor zwanzig Jahre den Geist aufgegeben. Er schimmelt dahin, wie die weiß umrandeten oder gezackten Erinnerungen, unfreiwillig unscharf wie Hamiltons Lolitakitsch. Heute ist ja alles so einfach. Bunt und knackscharf und sofort da und auch sogar für meinen Geldbeutel. Drum entschließe ich mich zum Kauf eines neuen Apparates.

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30
Aug
2009

Frauen pflastern meinen Weg

Sie sah mich an, streng und gründlich. Die Frau Direktorin mit Scherenschritt vorweg.

„Folgen Sie mir auffällig!“ sprach es. Ich fühlte mich klein und schwer. Ein kleiner Junge ohne Schuldbewusstsein war ich. Ich hatte mit Inga nur geknutscht und ein wenig gefummelt. Wir hatten nichts vor, als uns die schwatzhafte Mathevertretung erwischte. Hinzu kam, dass ich bald achtzehn wurde.

Im Zimmer von Frau Direktorin Blase hing schwere Luft. Schwere Vorhänge, zarter Pädagoginnenschreibtisch und eine schwere Frau. Ob sie vierzig oder fünfzig war, konnte ich nicht sagen.

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16
Jan
2009

Früher oder später

Da sitzt du wieder auf meinem Bett mit deinen Freundinnen. Ihr spielt Monopoly oder Menschärgeredichnicht und seht bezaubernd aus. Jede von euch eine unnahbare Schönheit. Ihr tragt Sekretärinnenbrillen und Vorstandsanzüge. Mein Zimmer ist erfüllt von feinen Parfümgerüchen und einer Mischung aus Schweißduft und Blut meines Unglücks.

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18
Nov
2008

Die Suppe des kleinen Mannes

Sie trägt die Haare hochgesteckt. Ihr Augenaufschlag wirkt formal und unauffällig. Doch ab und zu sieht sie zu mir herüber. Kurz, mit dem Anflug eines Lächelns. Die Arme aufgestützt, den Kopf auf den Blütenkelch gelegt. Ab und zu flüstert ihr Mann ihr etwas ins Ohr. Grimmig sein Ausdruck. Seine Stirnfalten tief. Ihre leicht zugewendeten Gesten, ihm abgewendet, passen ihm gar nicht. Gleich kommt er zu mir. Nein, ich fordere ihn nicht heraus. Ich sehe nach unten in mein Essen, mein vollkommen unverdächtiges Essen. Ich bin ja in dieses Lokal gekommen, um zu essen.

Eines der besseren Lokale, in denen man auch einfache Speisen bekommt. Die heißen dann aber nicht einfach. Man redet hier schon auch „von der Tomate“ oder liegt „an der Kartoffel“ oder man begibt sich „in den Fisch der Südsee.“ Das ist beinahe indianisch.

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7
Okt
2008

Die liebe Alte rostet

Alt werden macht schön, aber nicht unbedingt geschmeidig. Zur eigenen Freundin werde ich nicht grade charmanter, selbst wenn ich will. Obwohl mir immer noch so Kleinigkeiten auffallen, die mich überwältigen. Ein Faltenwurf unter den Augen, ein Muttermal am Bauch, ein verblassendes Liebestatoo. Meine Freunde lassen sich alle scheiden. Ihre jungen Begleiterinnen joggen stramm auf Turnschuhen und sind reif für ihr Alter. Sie lassen Sushi kommen, haben aber das gleiche „Bauch Beine Po“ Video im Schrank, wie meine Käthe.

Käthe schnurrt alte Männer an und macht Gymnastik.

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3
Okt
2008

Peterle

Eine Bohnenstange wächst zum Himmel. Scheinbar fast bis zur Zimmerdecke jedenfalls. Das ist Peterle, Käthes Sohn aus erster Ehe. Ein Gesicht wie ein Streuselkuchen, starrer kalter Blick, kleinäugig. Affenarme, Schaufelhände. Nicht sehr wohlriechend, keineswegs wohlerzogen und immer so knapp zwanzig Jahre alt. Peterle steht lieber. Käthe küsst ihn auf Mund und Stirn. Sie auf Zehenspitzen in Haussocken. Gebückt sieht er aus wie ein Fragezeichen. Peterle und ich haben gelernt uns gegenseitig zu ignorieren. Meinen Namen Jonathan würde er nie aussprechen. Peterle habe ich ihn auch noch nie laut genannt.

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5
Sep
2008

Mit Rainer und Kathrin in den Bergen

Du, es ist irgendwie und irgendwo angesagt, wenn man Zeit hat, mit Freunden mal wieder was zu machen. Rainer und Kathrin, der Höflichkeit halber eigentlich Kathrin und Rainer sind ja auch sehr liebe Menschen. Eine langjährige Freundschaft ist gewachsen und Käthe kann gar nicht genug betonen, wie sie diese eigentlich schätzt. Und ich schätze das Menschliche dann auch an Käthe, selbst wenn das gar nicht so Not tut.

Kathrin und Rainer, der Höflichkeit halber, sind Käthes Freunde und ich häng da irgendwo dran. Das macht aber nichts. Es geht ja um das Menschliche. Und die sind so lieb die beiden. Sie sind eben auch so ein altes Paar wie wir und das hat schon mal grundsätzlich was Rührendes. Sogar was Anrührendes, wie Käthe meint. Die bieten einem immer Pfefferminzbonbons an, oder Kaugummis, oder so. Im Zug, auf dem Bahnhof, auf der Jausenstation, überall. Kathrin bindet sich ständig die Haare neu, mit der Spange zwischen den Zähnen. Und sie cremt sich immer wieder das Gesicht ein. Mit so einer Altmädchenfratze macht sie das. Und Rainer erzählt immer viel von sich. Von sich und von Kathrin, aber vor allem von sich. Ich höre zu und schaue weg. Käthe schaut hin und beugt sich weit nach vorn, damit Rainer auch bei ihr eine gute Aussicht hat. Kathrin hingegen geht mit ihren weiblichen Vorzügen dezenter, zurückhaltender, man kann sagen, gar nicht um. Käthe findet das sympathisch.

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30
Aug
2008

Artgerecht

In einem Käfig aus Schokolade mit schmiegsamer Leopardenunterwäsche. Natur gewachsenes dickes Fell, Herrenbart und Damenflaum. Dessouspartys und Plauderfrauen. Plundertaschen und Marzipantörtchen. Liebesgedichte getaucht in Kunstrosen. Käthe, du wirst deiner Art gerecht in meinen Augen. Du blinzelst tief und schaust konzentriert weg. Du Brust atmest mich ein. Du lachst mich aus. Aus tiefstem Herzen.

30. August 2008

20
Jun
2008

Meisterin

Am Abend knie ich vor dir. Das ist bequemer als stehen. Zudem tut es nicht so weh, wenn ich auf die Schnauze falle. Der Mond schmeckt Leder. Ich stinke, also bin ich. Der Magen räumt den Kurzen auf. Der Rachen putzt die Legehenne. Endlich Wochenende. Mal Zeit für uns haben. Mal Gewichte an den äußeren Merkmalen baumeln lassen. Den Hund - Hund sein lassen. Der kann schließlich in die Ecke pissen. Ich lass einfach die Pizza fallen. Ich beiß in den Teddybär. Ich führe keine Verhandlungen. Ich bin wehrlos und schön. Dein Kettengerassel macht aus mir einen freien Menschen. Das macht was im Kopf. Das ist wie Yoga, im Park atmen und Besuch von der Russenmafia in einem. Wir sind uns einig.


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