18
Dez
2010

50 Jahre und ein Ende

3


Mein elf Jahre älterer Schwager weiß wie man verweigert. Er ist noch die Generation „Kampfschwein“, ungarischer Herkunft und mit Vollbart und dicker Brille. Wir lesen gemeinsam die „Freakbrothers“. „The fabulous furry freak brothers“, ein echter 68er Comic in dem vor allem viel Haare zu sehen sind und noch mehr Drogen konsumiert werden. Wir lieben den „Spezi vom Rauchgiftdezi“. Rip off press. Bullen sind Schweine, aber lustig. Jööö, wie der Ungar sagt. Ja wir sind große Gilbert Shelton Fans und finden auch „Fat Freddys Cat“ gut.

Mein Schwager sagt, ich dürfe meinen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung nicht so politisch formulieren und dafür, dass mein Bruder beim Bund war, darf ich nicht das geringste Verständnis aufbringen. Das fällt mir relativ leicht. Mein Schwager ist Jurist und hat voll den Durchblick.
„Lass dich nicht BRDigen, du schlaffe Sau!“ Und ein freundlicher Mensch ist er dazu. Da er sich jetzt ein Haus gekauft hat, muss ich ihm immer was zu rauchen besorgen. Lohnt sich. Eierbriketts bringens, Alter.

Ich bekomme einen kurzen Brief, maschinell erstellt und ohne Unterschrift. Ich bin ohne weiteres anerkannt, meinen Antrag hat kein Arsch gelesen, denn in einem kurzen Zeitfenster konnte man per Postkarte verweigern. Hab ich freilich mal wieder nicht mitgekriegt.

Der Job im Nymphenweg und mit Didi ist insofern cool, weil sein Vater früher zur See gefahren ist. In jedem Hafen eine Braut und dazu einen dummen Spruch aufgegriffen. Er teilt sein Schicksal mit dem Busfahrer für die Kinder. Der hat einen kleinen eigenen Raum in der Schule und hat sich ein Blumenbeet gegönnt.

„Was machst du nach dem Zivi?“
„Ich bin Erzieher!“
„Das ist ja güüünstig!“

Didi macht wieder den ganzen Vormittag die Handbremse: „Krrrr krrrr krrrr!“ Ungefähr dreißig Mal in einer Minute, gefolgt von „Papa trinkt Bier“, was durchaus zutreffend ist. Er ereifert sich dann immer so. Also Popo waschen, betten und dann freiwilliger Telefondienst.

Sonja schreibt mir, dass ihr Totalverweigerer einen schwierigen Charakter hat. Ihm sind jetzt Sozialstunden statt Knast aufgebrummt worden. Er fegt Laub im Prinzesshof zu Itzehoe. Zudem war ihr Bundie zackig und zärtlich und hat es zu was gebracht. Er hat jetzt ein eigenes Kinderheim und den Kontakt zu seinem Vater (einem Exgeneral) abgebrochen. Aber sie vermisst mich auch und würde mir gerne mal wieder bei einer Tüte Pommes die Zunge in die Speiseröhre stecken.

Die Direktorin bespricht mit mir, wie sie das Rauchen aufgeben kann.
„Wer raucht bekommt Lungenkrebs!“
„Wer nicht raucht, bekommt Arschkrebs!“, kontere ich. Ab diesem Moment sind wir Freunde und sie zeigt mir ihre Katzenbilder.
„Das ist Rudolf. Er hat eine gutartige Geschwulst am Rücken. Aber er ist schon fast 20.“

Didi ist aus dem Krampfkoma erwacht.
„Oma hü Motor!“ empfängt er mich, was soviel heißt wie „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad.“

...

18. Dezember 2010


2. Teil
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