Ein Besuch
Reihenhaussiedlungen haben ja was. Weil in jede Ordnung mischt sich ja Unordnung und somit der Versuch von Individualität. Beim Versuch bleibt es dann auch, aber das Bemühen, Schmerz verzerrt und sinnlos ist spürbar. Vor der Haustür sind immer drei Steinstufen zu bewältigen. Ich läute. Eine Dame in einem mittellangen Salzpfefferrock, mit ausgewachsener Kurzhaarfrisur und Brille öffnet mir. Sie schaut wie aus der Wäsche und sagt: „Sie sind es also!“ Wir stellen fest, dass wir es beide sind. Frau Schmitt-Lehmann und ich. Das vereinfacht so ziemlich alles. Sie bittet mich mit einer sparsamen, aber gut gemachten Handbewegung hinein. Die Garderobe ist da, wo man sie erwartet, in dem Holz gehalten, was nahe liegt, also nicht zu hell und auf keinen Fall zu dunkel. Nachdem ich abgelegt habe, riecht es nach Parfüm und Suppe. Frau Schmitt–Lehmann führt mich ins Esszimmer und meint, ich dürfe schon mal Platz nehmen. Unbequeme Stühle, Korkfußboden, moderne Klassik an den Wänden, (das Aquarell erlebt hier Renaissance) und rote Tischfliesen. Ein junger Mann mit extrem hervorragender Stirn und kurzen zerfransten Haaren erhebt sich.
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mvs64 - 13. Jun, 13:29
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