4
Mrz
2006

Nackt unter Chefinnen

Als Arbeitnehmer entwickelt sich eine ganz bestimmte Haltung des Positionierens in einem, die ich bei genauerer Betrachtung nicht als aktiv bezeichnen würde. Ich finde das ganz selbstverständlich. Käthe meint, ich würde diese Disziplin außerordentlich betreiben, also mehr als wirklich nötig wäre. Nun, ich bin eben ein Mensch, der sich als integrierbar empfindet, als schlanker Hand in ein System einbaubar. Dennoch wehre ich mich gegen so Begriffe wie „leicht zu nehmen“ oder gar „faul.“ Ich verursache nur sehr ungern unnötige Betriebskosten. Man könnte also meinen, meine Philosophie ist einfach. Ja, so ist es.

Dennoch ist der Alltag von viel Wunschwerk geprägt, von einer Vielzahl von Elementen, die Arbeitstage interessanter machen würden. Ich meine, ich würde dabei an Bedeutung gewinnen. Sonst bin ich nur der Mensch hinter dem Schreibtisch, der sich von diesem ab und zu erhebt und den Kaktus auf dem Fensterbrett bestaunt. Ich habe daheim ja keine Pflanzen. Ab und zu kommt eine meiner Chefinnen vorbei und fragt mich etwas Dienstliches. Ich antworte dann dienstlich und bekomme eine dienstliche Anweisung mit der Zugabe, dass es natürlich Zeit hat. Solche Anweisungen nehme ich freilich für bahre Münze.

Meine beiden Chefinnen sind miteinander befreundet. Beide sind drahtig und klug und ein paar Jahre älter als ich. Für oder wegen ihres Alters wirken sie erstaunlich weich. Die eine macht in der Regel Anweisungen und die andere nimmt außerhalb der Regel Ergebnisse entgegen. Es liegt in der Natur der Sache, dass ich mit der zweiten weniger Kontakt habe. Es ist also ein verträglicher Arbeitsplatz unter Frauen, die mit Käthe Kaffee trinken, wenn sie mich mal in der Mittagspause besucht. Käthe findet die Damen Cecilia und Margarethe entzückend, hinreißend und wohlwollend. Käthe versteht sich über emotional ausgedrückte Verstärker, deswegen sagt sie das so.

Warum ich an jenem Tag, im Anschluss an einen verhuschten Traum alleine in der Badeanstalt bin, kann ich nicht mehr sagen. Manchmal ziehen mich bestimmte Orte magisch an. Ich bin nämlich kein Mensch der besonders gerne schwimmt oder Wasser lässt. Alles geschieht eher selten, denn ich habe keine Sextanerblase und eine Badewanne in der eigenen Wohnung. Wahrscheinlich ist es einfach der Staub der Straße, der mich so handeln lässt. Leihbadehosen hasse ich zwar, aber die Situation lässt nichts anderes zu. Schwarz und zu groß. Besser als gelb und zu klein.

Eimsbuettel oder so

Danach unter die Dusche mit viel Schaum und Gesang aus den Boxen hinter den Kacheln. Dazwischen immer mal der Aufschrei einer Sirene, den ich zunächst nicht besonders beachte, auch wenn er nicht zur Hausmusik dieses multimedialen Schwimmcenters passt. Ich bin nackt und will zum Handtuch greifen, als ein Mensch mit Schutzanzug und Gasmaske durch die Duschräume eilt und mir hinter dumpfen Hall zuruft: „Raus hier schnell, ein Terrorüberfall – wir werden alle sterben!“ Ich sehe behaarte Männergesäße, wie sie das Flitzen bekommen und durch sämtliche Notausgänge entschwinden. Ich würde mir dann doch gerne etwas überziehen, aber nach Angaben des maskierten Oberschwimmmeisters ist keine Zeit zu verlieren, weil man sonst in Windeseile schnell am Arsch ist. Ich neige ja immer in solchen Situationen zu Kurzanalysen, da ich aber auch nicht besonders mutig bin, leiste ich dem netten Herrn in der Schutzkleidung folge, weil er unbedingt mit viel Aufwand mein Leben retten will.

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