Vater schneidet das Baguette schräg an. Er trägt eine blaue Weste und erfüllt die Küche mit Anwesenheit. Auch ansonsten ist angerichtet. Zur Feier des Tages schauen wir durch viereckige Rahmen. Rechteckig oder praktisch im Quadrat. Plaste, Stahl oder Holz. Geräucherter Schinken oder Schmelzkäse. Eine feine Auswahl am Buffet. Wir mögen uns alle – die Hobbyknipser, die blöden Künstler, die hündisch dreinblickenden Profis. Wir begegnen uns vorurteilsfrei und bakeliterfahren, nostalgisch und hochmodern. Freilich haben die Canonfotografen Bulldoggengesichter und neigen zur Aufschwemmung und besitzen einen eher rustikalen Humor, der bei Ultraschallmotordiskussionen aufhört. Natürlich haben die Nikonfotografen spitz zulaufende Vogelmimen und kennen sich mit Kriegsfotografie zwischen Supermarkt und Antarktis bestens aus. Die Leicabenutzer stehen da drüber und denken im 35 mm Takt – konsequent und unwiderruflich.
Manche gehen auf Shootings, manche malen nur mit ihren Kameras, andere wiederum züchten Schrammenkulturen für ihren Scanner. Die ohne die geringste Ahnung und mit dem frischesten Humor machen die schönsten Fotos. Andere machen gar keine schönen Fotos – da schön nicht schön ist. Die einen ziehen sich sofort aus, wenn nur eine Kamera in der Nähe ist, die anderen sagen fortwährend: „Bis hierhin und nicht weiter!“ Die Cocktails des Festes sind lecker und fotogen. Ein Gemisch aus Entwicklerflüssigkeit und Compactflashkarten, ordentlich photoshoppisiert und weichgespült. Bei guter Arbeit an der Kulisse sind die Fingernägel bald so schwarz sie die Negativrähmchen. Die schönsten Titten des Tages werden in Aktchannelschubladen versteckt, die für gemeine und revolutionär denkende Nichtzahler verschlossen bleiben.
Zirkusluft zwischen Linsen und Erbsen und digitalem Fixiersalz. Bei der Gelegenheit ein Dank an meine Buddys. Jeder Einzelne ist mehr als eine Patrone wert.
zum 18. Juli 2007
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