Jonathan und Käthe

9
Jul
2006

Spiel um den dritten Schwanz

Da sitzen sie nun. Sie rotzen ihr Fähnchen in den Wind und spritzen die Erinnerung in das Unterbauchgeweide. Wilhelm und Klaus haben schon welche abbekommen. Vorstadtschönheiten aus Norderstedt und Glinde. Sie sind bereits um die Häuser gezogen und hinter die Dixieklos. Ein paar starren noch auf die Public Viewing Leinwand. Käthe liegt im Operationszelt, in dem sie Klimakterien züchten. Die anderen Weiber aus der Nachbarschaft würfeln um mich. Ich bin der Dritte im Bunde. Der Letzte im Aufgebot. Ich war noch nie im Tor in dieser Saison und der Abwehrchef grüßt mich nicht. Deutschland ist Weltmeister der Herzen. Kahn macht sein letztes Spiel. Das Bier schmeckt nach Durchhaltevermögen. Noch einmal La Ola im Scheinwerferlicht. Die Klinsmania trifft auf die Volksfeststimmung. Halbe Hähnchen versinken verkohlt im Nährboden neuer Hoffnungen. Ulrike Göbel aus Ellerbek hat mich gewonnen. Sie will mir hinter der Showbühne einen blasen. Schweinsteiger wirbelt seinen Rotkrautoberkörper durchs Stadionlicht. Käthe wird derweil von sieben Ärzten gelutscht. Sie will zum Endspiel nun doch wieder fit sein. Dabei sein ist alles.


9. Juli 2006

5
Jul
2006

Morgenkater

In Käthes verklebten Augen steht es 0:2. Also doch. Ich habe mich nicht geirrt. Kein Traumkrampf. Tödlich. Die Fahnenerektionen in den Straßen machen schlaff. Der Morgenkaffee schmeckt italienisch lau. Liebeskummer. Fetttränen auf dem Gartengrill. Kurzer Spaziergang um Nachluft zu suchen. Sie riecht nach Bier und Freudenaustaumel. Die Freudenmädchen machen Trostnachgeschäft. Der Nachbarsjunge lässt Luft aus dem Fiat. Die Tore fielen für Italien. Nichts geht mehr. Für ein paar Stunden.



5. Juli 2006

30
Jun
2006

Mit dem Schwesterchen Fußball gucken

Emma ist mal wieder zu Besuch. Emma, Käthes kleine, langbeinige Schwester mit der blonden Strähne vor blauen Augenblicken. Wir holen Emma vom Bahnhof ab. Ist ja ein Morgenspazierung und auch mal Luft holen zwischen den Fußballeuphorieketten im ganzen Land. Es ist zwar schon jetzt klar, dass Käthe und Emma sich furchtbar in die Haare geraten werden und Käthe Tür knallend und Wut schnaubend den Tag beenden wird, aber ich freue mich dennoch. Emma hat nämlich zu Käthes wirklichen Leidwesen Fußballverstand. Mit Emma kann man fachsimpeln und sich dem Sprachwitz widmen. Sie schreit, wenn die Tore auf der richtigen Seite fallen und quatscht nicht in gefährliche Konter hinein. Sie versteht sich aufs kontern. Als Schwesterchen von Käthe ist das ja wohl auch unabdingbar.

Sie wendet dieses Verteidigungsmittel an, nachdem sie nach Erfolgen Gegenangriffe unterbindet. Zumeist gelingt ihr dies nach Block, bzw. Abwehr des vergangenen Angriffs. Denn, wenn ein Angriff ummittelbar zu erwarten ist und sie daher einen vermeintlichen Konter startet, kann sie schon als Präventivangreiferin bezeichnet werden, die zu Erwartendes bekämpft.

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27
Jun
2006

Warum Schweizer keine Elfmeter schießen können

„Wir bekommen heute Besuch!“, sagt Käthe plötzlich mit einer Pfennigabsatzbewegung, die so elegant und furios ist, dass ich vorschlagen möchte meine Freundin zum Testtraining nach Berlin zu schicken.
„Besuch!“, sage ich, „mit der üblichen Furcht in der Stimme, denn selten hat in unserer Geschichte eine derartige Ankündigung Gutes verheißen.
„Ich hab den Urs eingeladen!“, sagt sie und verschwindet schnell noch zum einkaufen. Das ist mir keineswegs recht. Der Urs ist Schweizer und immer so generell und man muss immer so lange zuhören, bis er endlich einen Satz zu Ende gebracht hat. Dabei versteht man ihn so schlecht. Großdeutsch gesehen, sind die Schweizer auch keine gute Erinnerung für uns. Ich merke das an, als Käthe bereits zurück ist und alles für ein Käsefondue bereitet.
„Es kommt beim Fondue auf die Konsistenz an!“, lächelt sie.
„1938 haben wir gegen die Schweiz im Wiederholungsspiel mit 2:4 verloren!“, meine ich zerknirscht und will damit auch nichts Falsches oder gar politisch Unkorrektes gesagt haben.
„Aber die spielen doch heute gar nicht gegen Deutschland!“, bemerkt Käthe.
„Das wagen die nicht!“, knurre ich.
„Und von der Mannschaft damals ist sicher niemand mehr dabei!“, fügt sie mit gespielter Naivität an ...

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Anbei bemerkt: oft liegt das Gute so nah - gestern entdeckt:

zu gast in dulsberg

26
Jun
2006

Käthes Holländern werden die Leviten gelesen

Man kann wahrlich nicht behaupten, dass Käthe, was die Fußballhistorie angeht, astrein informiert ist. Käthes neuestes Hobby ist Fahrrad fahren und sie findet die Holländer gut, weil das so ein fortschrittliches Land ist und die Farbe Orange Lebensfreude ausdrückt. Mein Versuch ihr zu erklären, dass die Holländer uns seit der Endspielniederlage 74 hassen und jedes Spiel als Rachefeldzug gegen Deutschland angesehen werden muss, scheitert kläglich. ...

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25
Jun
2006

Achtelfinale

Uns geht es gut. Wir beide sind wieder wer. Käthe hat neulich bei einer Ü 30 Party den dritten Platz der Miss Wahl belegt. Sie erwägt nun gar an der Miss Wet Nightshirt- und der Miss Breast Bondage-Wahl teilzunehmen. Ich besuche derweil eine Gymnastiklehrerin, die in ihrem Anzeigentext auf eine bewegte und gedehnte Vergangenheit hinweist. Käthe begrüßt ja, dass ich diese Frauenbekanntschaften versuche, um die Frische ins eigene Spielfeld zu provozieren. Schließlich soll man wieder Flagge zeigen und beweisen, dass man mit neuen, wenn auch unkonventionellen Methoden zum Erfolg kommt. Die Hälfte des Beziehungslebens ist man eh selbst, warum soll man das nicht weiter teilen, quasi vierteln, oder gar achteln um ins Finale zu kommen.

Ingrid ist Schwedischer Herkunft und ausgerechnet bei meiner Ankunft in ihrer Gymnastikhalle läuft das Fußballspiel Schweden gegen Deutschland. Ich habe daher vorsichtshalber auf ein Fahnen - Makeup verzichtet. Ingrid begegnet mir auf einem Bein. Das andere hat sie hinter den Kopf gesteckt und aus Jux ihren Strohblonden Zopf um die Stirn gewickelt. Sie trägt gelb und blau, also ihre Landesfarben, wie es sich gehört. ...

22
Jun
2006

Sex in der Halbzeitpause

Im Schneidersitz und mit nacktem Oberkörper throne ich auf dem Küchentisch und blättere in alten Paninialben. Es ist Fußball WM im eigenen Land und da werden die menschlichen Vorgehensweisen zu Ritualen. Käthe und meine Nachbarin Ilse wischen hurtig und auf allen Vieren meinen Küchenfußboden. Dabei stoßen sie hin und wieder mit ihren runden Podexen zusammen und entschuldigen sich jedes Mal gegenseitig. Sie tragen beide kurze Arbeitshosen. Käthe in einem stechenden Pinkton, Ilse mit Schottenmuster. Ilses lange, grau-blonde Haare hängen im Schaum der Wischsauce, die rötlichen Locken Käthes springen wild durchs einfallende Tageslicht. Ilse beklagt das Phänomen der Laufmaschen. Käthe hingegen wieder einmal, was ich für ein Schwein bin und wie es hier aussieht.

vom 19.6.2006 - hier gehts weiter mit der Geschichte.

13
Jun
2006

Ein Besuch

Reihenhaussiedlungen haben ja was. Weil in jede Ordnung mischt sich ja Unordnung und somit der Versuch von Individualität. Beim Versuch bleibt es dann auch, aber das Bemühen, Schmerz verzerrt und sinnlos ist spürbar. Vor der Haustür sind immer drei Steinstufen zu bewältigen. Ich läute. Eine Dame in einem mittellangen Salzpfefferrock, mit ausgewachsener Kurzhaarfrisur und Brille öffnet mir. vielleicht sah frau schmitt-lehmann so aus Sie schaut wie aus der Wäsche und sagt: „Sie sind es also!“ Wir stellen fest, dass wir es beide sind. Frau Schmitt-Lehmann und ich. Das vereinfacht so ziemlich alles. Sie bittet mich mit einer sparsamen, aber gut gemachten Handbewegung hinein. Die Garderobe ist da, wo man sie erwartet, in dem Holz gehalten, was nahe liegt, also nicht zu hell und auf keinen Fall zu dunkel. Nachdem ich abgelegt habe, riecht es nach Parfüm und Suppe. Frau Schmitt–Lehmann führt mich ins Esszimmer und meint, ich dürfe schon mal Platz nehmen. Unbequeme Stühle, Korkfußboden, moderne Klassik an den Wänden, (das Aquarell erlebt hier Renaissance) und rote Tischfliesen. Ein junger Mann mit extrem hervorragender Stirn und kurzen zerfransten Haaren erhebt sich.

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12
Mai
2006

Jonathan, Käthe, Anna und andere

Mal wieder lande ich in einem neuen Teilzeitjob. Als Konfliktberater für eine junge Schauspielerin mit allgemeinen Sprachschwierigkeiten, die auf Jugend und Domestizierung zurückzuführen sind. Sophia heißt sie. Sie redet die Luft schwanger. Sie sieht aber ausgesprochen angenehm aus, bewegt sich ansprechend und ich kann nur mit lieber Mühe und Not meine professionelle Distanz wahren. Aber Sophia fordert mich. Sie schwebt von Autodächern auf Hausdächer und möchte von dort aus das Fliegen üben. Ich habe dann jede Menge zutun, ihr dieses befindliche Verhalten auszureden und ein Vermittlungsanker zwischen ihrem Agenten und ihr selbst zu sein. Sie küsst mir dann vor Dankbarkeit die Haare aus dem Gesicht. Abends schickt sie mir dann noch jede Menge Selbstzweifel auf meinen Anrufbeantworter. Mein Emailkasten mit Balladen über die Vielseitigkeit ihrer Talente quillt nächtlich über. Ich brauche Schlaftabletten um Abstand zu gewinnen.

blumenwelt

Daheim erwartet mich immer Käthes frisch gewienerte Fürsorge, welche nach Zitronenspülmittel riecht und ein Liter Milch, der das alltägliche müde Mannsein ermuntert. Aufgespritzt und die seelische Ermattung übertüncht geht’s dann auf den Balkon. Es ist ja Grillsaison, daher treiben wir es voll in der Sonne. Trotz dieser großen Liebe, die da auf mich einbricht, brauche ich mal den anregenden Umgang mit anderen Menschen. Mit manchen freundet man sich so richtig an und fühlt sich mit jeder Faser des Seins und Verschwindens verstanden. Eine dieser Freundinnen ist Käthes alt bewährte Busenfreundin Anna. Anna kennt Käthe noch von früher, aus ihrer Zeit in Worpswede. Damals ist Käthe als verlockende Dorfschönheit mit Lockenhaupt experimentierend durch die Welt gezogen und ist jedem Torfkopf aufgesessen. Diese Qualität hat Freundin Anna immer dazu aufgefordert sie in allzu menschlichen Dingen zu beraten. Man kann quasi sagen, Anna hat Käthe in meine Arme getrieben. Seit dem gibt sie acht, dass der Umgang mit meiner Freundin ein guter, authentischer und wirklicher ist. Vor allem möchte sie, dass unser sprachliches Miteinander nicht entgleitet. ...

Fortsetzung auf Bild, Punkte und hier klicken.

10
Mai
2006

Jonathan und die Jägerin 3

Jonathan und die Jägerin 3

Die Warnungen vor der Jägerin verdichten sich zu einem Knäuel im Kopf. Da verknoten sich Sätze, die ich mein Leben lang immer wieder hören musste. Ich gehe nun auch nicht mehr auf den Balkon. Sicher ist sicher. Mein Verschanzen in den eigenen vier Wänden macht Käthe zur Krankenpflegerin. Sie ist gut in diesem Job, besonders dann, wenn ich nichts anderes tun muss, als einfach nur Angst haben. Dann nämlich hat Käthe genug Spielraum, mir die Richtlinien des Seins zu erklären.

Ich denke über mein Knäuel im Kopf nach. Manchmal entwickeln sich Sätze glasklar aus dem Knäuel heraus. Immer wenn eine junge Frau sich für ein als seriös geltendes Herrenmagazin ausgezogen hat, sagt sie in Interviews: „Das war eine ganz tolle Atmosphäre – hätte ich nie gedacht. Und die Fotos sind wirklich toll geworden. Ich bin echt stolz.“ ...

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