Befindlichkeiten

24
Jul
2009

Ich hasse dich nicht

Wie du da vor mir liegst in rotweiß geringelten Socken. Der Himmel spricht Blockschokolade. Die Pferdewurst im Teller schmeckt fade. Ich höre Regenwasser im inneren Ohr. Rufe Champignon bei der Suppenausgabe. Schmetterläuse in meinem Zehkontrast. Gebrochene Mittelfüße im Nerv. Wie du da vor mir liegst in diesem alten abgenutzten Kleid. Irgendwann kommen sie dich holen. Der Hein, der Klaas, der Pit. Alle kommen dich holen und ich hol dich mit. Ich hohl – du nicht. Weißt du eigentlich, wie ich mich da fühlen muss? Weißt du eigentlich, wie es mir geht? Weißt du eigentlich, wie das hier geht? So nicht, meine Liebe. So nicht! Der Kopf ist nicht das Entscheidende. Entscheidend sind die Hände. Hände sind entscheidend, voller Farbe und Erde. Voller Narben und Nerven. Das meiste Gefühl steckt in den Innenschenkeln, nicht im Kopf. Frag die Hunnen? Weiße Blockschokolade. Der Sommer war kein Sommer. Verregnet, verschaut. Ohne Blumen. Nur Fernsehbilder. Nur Löcher. Hast du schon mal in diese Löcher geschaut? Schon mal gesehen, wie tief die sind? Ja, wenigstens sind die tief. Wenigstens sind die bösartig. Wenigstens sind die fahrlässig. Wie du da vor mir liegst mit Haaren aus Wachs. Du mich auch. Ich dich nicht.

24. Juli 2009

22
Jul
2009

Die Ehefrau und die Geliebte

Manchmal habe ich einen Hass, auf alles, was seine bestimmt sauberen und gepflegten Hinterbacken in meiner Nähe parkt. Die Ehefrau beherrscht meine Unterwäsche. Die Geliebte trägt ihre Unterwäsche so, wie sie glaubt, dass es mir gefällt. Am Sonntag gehe ich oft lange im Park spazieren, mit Mädchen und Blumen im Kopf. Flugzeuge stürzen in den See. Passanten grüßen nicht. Ich rauche eine.

Die Ehefrau stellt die Blumen gleich in die Vase, riecht nach Mangold und Feinwaschmittel.

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19
Jul
2009

Der Mann, der auf dem Herrenklo wohnt

Wilfried ist ein freundlicher Mann. Er trägt gerne eine schwarz/weiß karierte Jacke, so wie einst Peter Frankenfeld. Einen imposanten Schnauzer, unmodern und kauzig und einen hübschen kleinen Kinnbart. Mittlerweile kennt ihn hier jeder. Man kann ihn alles fragen: nach dem kürzesten Weg zur Oper, nach dem neuesten Kleinkunstgeheimtipp und dem angesagtesten Flirtlokal. Er ist Reiseführer, Wetterfee und Märchenonkel. Wilfried freut sich, wenn man ihn zu einem Kaffee einlädt und er von sich erzählen kann. Über sich und von sich aus.

Er hat sich vor Jahren ja mal als Toilettenmann hier am Hauptbahnhof beworben. Man hat ihn nicht genommen: überqualifiziert und vorwitzig, hieß es. Aber er liebt das Herrenklo, als wäre es sein Eigenes. Er hat es als einen freundlichen Ort für sein Leben ins Herz geschlossen.

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15
Jul
2009

Im Dienste der Freundschaft

Eines Tages betrete ich die S-Bahn, in gebührendem Abstand einer jungen Frau folgend.
„Was fällt Ihnen denn ein!“, beschimpft diese mich. Und nur weil ich ein Wort halblaut gesagt habe, was aber natürlich als Kompliment gedacht ist und vielleicht an dieser Stelle etwas deplaziert herüber kommt. Immerhin ist die Frau sehr schick angezogen, also denke ich nichts Schlechtes.

„Rüpel, Versager, Armleuchter!“, erbost diese sich aber weiterhin.

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14
Jul
2009

Die Wiener Mädeln

In Wien wachsen die Jungfrauen wie die Frankfurter Würstel auf dem alt ehrwürdigen Baumbestand. Sie tanzen in schneeweißen Kostümen auf den Zweigerln über den Heurigenlokalen. Sie singen wunderschön im Wettstreit mit den Vogerln und senden Hass erfüllte Blicke auf die Mistviecher, das Taubenzeug, dieses Gschissene.


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Gleich mit Video dazu gemacht.



Musik: Kurt Ostbahn

12
Jul
2009

Für N.

Der Bahnsteig ist wie leer gefegt um diese Zeit. Ihre Wangenknochen sind markanter, als vor zehn Jahren. Aber diese Augen leuchten immer noch. Getrübt nur ein wenig von den Einschlägen, die immer näher kommen. Immer wieder der Tod in der Familie. Bei manchen hört das nie auf. Wir fallen wie zwei geprügelte Vagabunden in schlaffe und dünne Arme. Dieser sensationelle Mund ist etwas schmaler geworden. Aber immer noch schön. Ihr Kuss auf meine Wange, ihre schlanke kleine Hand auf meinem Kopf.

Mann und Kinder? Die alte Leier. Während der kurzen Bahnfahrt schweigen wir.

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11
Jul
2009

Balkonleben

Jetzt ist eine junge Lehrerin hier eingezogen. Weiße Haut, schwarzer glatter Rock. Ein Schritt wie ein Uhrwerk und ohne Liebreiz. Sie hat schon diesen kontrollierenden Blick drauf, den sie dringend für ihren Job braucht. Ich stelle die Uhr nach ihr. Morgens 7 Uhr 15 klackende Schuhe im Treppenhaus. Nachmittags 15 Uhr 15 kurze Begegnung, Gruß und Gesundheit wünschen. Sehr sachlich und höflich. Man könnte sich für einen Moment in ihren Augen verlieren. Ich vermeide das. Ihr Mund ist ein geschlossener Reißverschluss beim Sprechen. Dennoch begleite ich sie manchmal zur S-Bahn. Nur ein kurzes belangloses Gespräch. Sie will mal selber Kinder haben.

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10
Jul
2009

6
Jul
2009

Wiener Videoimpressionen

Weitere von meinem Wienbesuch - diesmal mit Musik von Georg Danzer und dem Wiener Lied.

3
Jul
2009

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