Befindlichkeiten

5
Jun
2009

Heimatwochenende

Wiegeschritt und Hüftenblick und Stadtschuhschritt. Auf Stiefelschnelle und auf Zack. Und immer wieder dieser Hüftenblick, diese Kreuzstarre in den Augen vom Bauerndepp. Ein Spähen dieser Augen hinter Landfalten. Er steht da mit Mistgabel und Heu und Kuh.

„Pfürti Vrooni – wieder ma dahoam?“
„Freili“

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4
Jun
2009

3
Jun
2009

Der gute Herr Woldtmann

Jetzt haben wir ihn zu Grabe getragen, den guten Herrn Woldtmann. Meine Kinder, meine Frau und ich. Wir sehen hinab und winken. Und wir sehen ein Loch und ein paar Blumen.

Als Sportlehrer ist er eine Niete. Seine Ohrfeigen hingegen sitzen wie eine eins. Wir vier Raudis aus der Neunten müssen uns in der Reihe aufstellen um welche zu fangen. Den dicken Heini schlägt er so doll, dass er aus dem Ohr blutet und wir dem Notarzt sagen müssen, es sei ein Unfall gewesen. Mich haut er recht sanft, weil er mich mag.

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26
Mai
2009

Der Letzte

Oben in der Ecke fällt ein Schattenkreuz durch das nie erreichbare Zellenfenster. Je nach Sonnenstand wird es länger oder kürzer. Meistens sitze ich eingehüllt in einer Pferdedecke und warte. Mir haben sie die Matratze weggenommen. Das Bettgerüst steht leer neben mir. Auf Draht kann ich nicht liegen. Auf dem Fußboden in der Decke geht es mittlerweile ganz gut. Ansonsten schlagen sie mich hier nicht. Aber ich habe in der Zelle nackt zu sein, damit sie mich ständig mit ihren Kameras unter Beobachtung haben. Ansonsten martern sich mich noch mit Soaps und Beautycreme – Programmen aus der Retorte. Die gleichen Videos laufen immer rund um die Uhr, manchmal wenigstens ohne Ton.

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24
Mai
2009

Unter Menschen

Man ruft mich zum Meeting. Die Zeit hat mich geistlos eingeholt. Früher sagte man Sitzung. Doch das klang eben zu funktionell, zu abführend. Der Sitzungsraum, also der Meetingpoint liegt am Ende eines freundlich hellgrau mit Tufting ausgelegten Flures. Wenn ich ankomme, ist es so, als wenn ich eine Mischsauna betrete. Gesichter und Standpunkte im Nebel und dampfende fette Ärsche. Inkonsequente, rührende Blicke unter den KollegInnen, welche sich besser kennen. Privat verstrickt in flüchtige Matratzenerlebnisse.

„Ich sehe was, was du nicht siehst und das sieht entzündet aus!“
„Ich weiß was, was der nicht weiß und das ist ein Leberfleck!“

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21
Mai
2009

Im eigenen Saft - Video

Fotovideo einer neuen Labskausgeschichte mit 50er oder 60er Jahre Charme.

20
Mai
2009

Im eigenen Saft

Vater sah immer gerne auf den Hafen, wenn sich der Morgennebel auf den Hüten der Leute ablegte und dumpf die Schiffsirenen die Ferne besangen und Dieselmotoren klopften. Wir saßen hier oft bis Mittags. Der Kellner verbeugte sich artig, wenn Vater seine Bestellung auf später verschob. Nur wir Kinder durften zwischendurch eine Cola trinken, oder eine gelbe Brause. Cola war Vater eigentlich suspekt. Aber man wollte ja auch modern sein. Mutter ging immer wieder zu Garderobe und bürstete unsere Kleider ab. Es war der Staub der Stadt und die gierigen Blicke der Mädchen, welche sie beunruhigten. Der Kellner mahnte sie, dass dies hier nicht üblich sei. Mutter konnte sehr energisch sein.

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14
Mai
2009

Böse Mädchen und Sägespäne

Böse Mädchen sind Tierschutzaktivistinnen mit Krokodillederimitattaschen, die sich im Herrenklo einschließen und an die Kacheln Beschwerdebriefe über die dort vorherrschenden maskulinen Hygienebedienungen anschlagen. Was geht die das überhaupt an, wenn ich im Stehen rauche und beim Aschen bechere?

In bin in den Sägespänen meines Großvaters aufgewachsen. Ganz ohne Frauen. Das prägt.

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12
Mai
2009

Unter Freunden

Wir haben die Braut entführt und ihr Auto versteckt. Wir haben die Wohnung des Bräutigams verwüstet und ihm gelbe Brause in einem Hundenapf zum Trinken gegeben und rohe frische Bratwurst zum Essen. Wir haben das Brautkleid angezündet und die Katze vergiftet. Wir haben alles getan, was man von uns erwarten konnte. Wir haben Freunde ausgeladen und Feinde hingelotst. Wir haben Verkehrsschilder verstellt.

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9
Mai
2009

Die Frau

Immer habe ich ein Bild von ihr dabei. Ich habe ganze viele Fotos von ihr. Dann kann ich immer sagen: „Guck mal, dass ist sie!“ Das ist sehr gut und praktisch und kommt gut an. Ein Bild von der Frau macht einen gesellschaftsfähiger. Man steht gleich ganz anders da. Und ich bekomme so viele positive Reaktionen. Zum Beispiel: „Ach ja!“ mit einer weltoffenen Betonung auf dem ersten A und einem lang gezogenen ja. Oder auch: „Ja wirklich!“ Meine Frau macht eben auch was her. Sie ist fotogen und zwar mit allen Frisuren. Ich habe Fotos von ihr mit allen Frisuren. Und in allen Lebenslagen. Schwanger und mit Kinderwagen und im Büro. Mit Lesebrille und ohne. Ich habe auch Fotos von den Kindern. Aber nicht so viele und auch nicht dabei, weil die Kinder muss man ja irgendwann wieder abgeben und die gehören dann anderen Frauen und Männern.

Ich habe nur eine Frau. Das reicht vollkommen fürs Leben, finde ich.

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