Befindlichkeiten

26
Feb
2011

Stadtessenmittagskultur 3

Schinkennudeln

Du verlierst dich in der Schwere des Wirtshauses, im Gewicht des Seegangs und im Geschmack aus Vollsahne. Die Beine werden schwer und der Magen ist so lau und flau. Wenn die Stadt sich fremd bewegt und vor sich hinwabert, da vergeht mir der Appetit auf deinen Appetit.

Du bist Aldente, doch wenn die Tüte reißt, dann sehen wir älter aus, als wir ohnehin schon sind.


http://blog.zeit.de/rezeptor/2011/01/12/schinkennudeln-deluxe_1942

Stadtessenmittagskultur 2

Jägerschnitzel

Der Hut geht mir hoch im Dreieckendenken. Kanalisiert und unschlau, unkorrigiert und unkontrolliert. Die Pilzwiese im braunen Fett. Überlagert vom Kunstblumengeruch. Immer auf der Jagd nach eindrücklichen Zutaten.

26. Februar 2011

http://www.tip-berlin.de/essen-und-trinken/vergessenheit-geraten-6

Stadtessenmittagskultur 1

Bratkartoffeln

Für wenig Geld wird alles verbraten. Eine heiße Pfanne steht im letzten Hinterstübchen. Ein glücklicher Haushalt mit kaputter Mikrowelle auch. Eine echte Hausfrau lässt nichts verkommen. Alles von gestern kommt ins Morgen. Formfleisch, Hinterschinken, Pferdespeck und Rauch. Da gibt’s noch verschnittene Zwiebeln im Glas. Schnell noch einen Teller vor dem Soundcheck der Indiekapelle aus Neuseeland. Dann am liebsten mit viel Knoblauch. Ein kleines Mittagspils auf die Erfinderin Henriette Josefa Braths aus Wien. Ein Hoch auf den Duft der weiten, kleinen Welt.

26. Februar 2011

http://www.brathskartoffel.de/wahre-geschichte.htm

21
Feb
2011

Guter Morgen

Ilse schützt ihr Augenlicht mit Hautirritationen. Sie hält den Arm vor ihre Augen. Sie blinzelt schief. Die Hämatome ihrer Unterarme bilden Farbinseln. Eine schöne Frau, jedenfalls für Alfred. Falten und Narben machen sie erwachsen. Als sie von ihrem Mann hinausgeworfen wird mit Schimpf und Schlägen, ist Alfred der erste Gefährte, der sie herzlich aufnimmt. Ein Mensch, der sein erbetteltes Gut mit ihr teilt und der ihr verrät, wo man die meisten Pfanddosen und Flaschen findet und in welchen Unterführungen die Sicherheitsmänner selten auftauchen.

Sie nutzt ihren Charme und ihre deutliche Aussprache. Und die vorbeilaufenden Idioten schlagen auf eine Frau seltener ein. Wenn Alfred in seinem Erbrochenen aufwacht, erbettelt sie Papiertaschentücher.

Die Sonne wärmt, aber sie stört die Haut. Filz kratzt mehr als Dreck, aber er hält zusammen. Wenn man alle Knochen spürt, weiß man, dass man noch da ist. Alfred ist letzte Woche von einer Schar sog. Deutscher zusammengeschlagen worden. Der Gefährte kann aber wieder gehen und er sagt: „Laufen ist wie fliegen, fast wie schweben, auch wenn jeder Schritt wehtut!“

Der Deutsche vom Kiosk hat beiden einen Kaffee gebracht. Die Angst hat sich tief im Fell eingemummelt. Ein guter Morgen.

21. Februar 2011

8
Feb
2011

Menschenkenntnisse

Jeder hat eine andere. Manche sogar zwei oder drei. Meine heißen Caroline, Berta und manchmal sogar auch Rosemarie. Sie warnen vor Spülhänden und fruchtbaren Tagen. Der eine hat eine Kenntnis über eine Kenntnis. Meine behalte ich für mich. Ich habe sie mir rechtmäßig erworben bei Elitepartner.de und Fremdgehen.com.

Wunschalter 17 – 73, Körbchen- und Schuhgröße müssen im logischen Glockenklang miteinander harmonieren. Falten- und Wundcreme ist in Ordnung. Ich bestehe auf Zahnseide. Bitte keine nachgemachten Aromen.

...

6
Feb
2011

Unter Frauen

Immer diese leichte Überforderung beim Seitenblick. Dieser zart angerührte Augenaufschlag aller Altersklassen. Ich versuche beim Hinsetzen das Gesäß elegant und unauffällig nach hinten zu drücken. Bei der leisen Anfrage, fast beiläufig, aber doch fürsorglich - Willst du ein Bier? – erhöht sich geringfügig die Körpertemperatur. Beine übereinander schlagen, oder offener Reitsitz? Das gelegentlich auftretende Gilles-de-la-Tourette-Syndrom ansprechen, oder es wie sonst auch, darauf ankommen lassen? Sich klug geben, oder schlicht, die Problematik des extrapyramidal Hyperkinesichen beschreiben, oder nicht?

Unverfängliche Themen sind die Kinder der Freunde und Champagnerpralinen. Reden über Fußball und Statistiken vermeiden, insbesondere über die eigenen.

...

30
Jan
2011

Feiern

Feiern mit viel Po und Zahnfleisch. Mit Elke, Ilse, Petra und Peter. Im Paternoster, im Fahrstuhl, im Eigenurin. In der Blut- und Schweißabnahme. Im Süden und im Norden, im Westen und im Meer.

Ich lache, bis der Ball aufgepumpt ist. Bis das schwangere Vergnügen über mir am Himmel lichterloh brennt. Bis Deutschland im Zuge des Zugverkehrs geblendet ist.

Hass wird zur Liebe. Löcher werden zu Kumpanen. Fritz wird zu Franz. Und Franziska wird endlich Frau.

Den Abwasch verschieben wir auf übermorgen. Dann hat Sadik Dienst.


30. Januar 2011

23
Jan
2011

Landgang

Bei uns inner Firma, ist die Mette unsere geratenste Einlegeware. Ein Mädchen, wie aus einem Guss, mit Zwiebeln und schwarzen Oliven. Feuerrot und glatt wie die Nordsee bei Flaute, quasi ein kleiner Muskel im Geschäft. Inner Mittagspause Yoga im Büroflur. Einmeterfünfzig Dehnungsmaße und erfreulich durchtrainiert.

Wir verkaufen Windjacken für Schiffstechniker. Matrosen, dass war mal. Kein Funkenverkehr mehr an Land. Sie stapeln Aktien und Laptops und Mette studiert für die Gesichtsakrobatik Psychologie. Man verabredet sich höchstens in Wohnzimmern mit Perserbrücken, geschützt und ohne Dialekt. Man plant für später Familie am Speckgürtel mit einem Partner mit sozial verträglichem Hintergrund.

Unsere Jacken gehen gut, nicht zuletzt dank Mette. Doch manchmal habe ich Sehnsucht nach Kindern als Störfälle, wie sie aus den Hafenklappen fallen und von der Welt erzählen. Von den Massengräbern der Kolonialherren und von den Kinderhochzeiten in Venezuela und in der Südsee, bei herrlichstem Sonnenuntergang, wenn im Hintergrund ein deutscher Frachter vorbei dieselt. Denn mok wi Fofftein und denn dröhm ik vonner tid.

23. Januar 2011

7
Jan
2011

50 Jahre und ein Ende 13

Ich gestehe Ursel, so etwas wie sie noch nie gesehen zu haben. So unbekleidet und so viel alles. Landschaften, Gebirge, Schönheiten im Kerzenlicht, in denen ich mehrfach versinken würde. Krater, Poren, Polsterkissen, ein fulminanter Reichtum an Arsch und Bein. Ich weiß noch nicht, wie ich da im Herz unter der Ummantelung ankommen kann.

...

6
Jan
2011

50 Jahre und kein Ende 12

zu lesen nach klick auf foto. Familienalbum 89.

50 Jahre und ein Ende 12
logo

MVS mit Text und Bild

Bilder zu Gedanken - Gedanken zu Bildern

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Impressum

Meine Bücher bestellen

Ich fing den Raben Nimmermehr text-fuer-text - das Buch ist da Das erste Käthe / Jonathanbuch ist da

Aktuelle Beiträge

Gymnasium Dörpsweg
Liebe Gabi! Ganz oft habe ich in den letzten Jahren...
Christiane Sopha (Gast) - 3. Feb, 10:51
Gunst der Stunde Tourbericht...
Nun denn! bitte hier
mvs64 - 8. Mai, 18:43
Neuer Blog http://mvs-textundbild.blo gspot.com/
Hier gibts keine weiteren Artikel Weiter gehts hier...
mvs64 - 8. Mai, 18:42
gerne
aber deine emailadresse habe ich nicht gefunden. beste...
mvs64 - 8. Mai, 17:03
von Blogger zu Blogger
Würdest Du mir ein Interview geben? Ich schreibe unter...
ChristopherAG - 5. Mai, 01:43

Zufallsbild

im standesamt

Befindlichkeiten
Bildschrammen
Bücher
Dulsberg
Events
Fotosafari
Geburten
HRK
Hurtzelgnom
Insel
Jonathan und Käthe
Kameras
Lecker
Lindenstrasse
Presse
Restaurantkritik
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren